»Stifter sind Nischenhandwerker«

Gedanken von Dr. Felix Kroschke | Kroschke Kinderstiftung über die Rolle des Stifters

Christoph Kroschke, Harald Emigholz und Dr. Felix Kroschke

Gesellschaft, Umwelt, Klima, Gesundheit – die Welt ist voller Handlungsfelder. Und randvoll mit Herausforderungen, die zu sinnstiftendem Tun einladen. Tatsächlich gibt es viele Wege, sich gesellschaftlich zu engagieren. Die eigene Zeit lässt sich einsetzen für eine Tätigkeit in einem Verein beispielsweise. Geld kann in Fonds investiert werden, die einem guten Zweck dienen. Oder man gründet eine Stiftung.

»Entscheidend ist, was für einen persönlich passt«, sagt Dr. Felix Kroschke. Er ist seit 2017 geschäftsführender Gesellschaft der Kroschke Gruppe. Das Unternehmen gründeten seine Großeltern 1957, die Söhne Klaus und Christoph führten die Geschäfte weiter. 1993 riefen sie die Kroschke Kinderstiftung ins Leben. Warum?

»Entscheidend ist, was für einen persönlich passt.«

Felix Kroschke

Nun, das Unternehmen lief gut – und die Frage war: Was noch könnte man tun? »Wie können wir das Unternehmen unseren Kunden und Mitarbeitern gegenüber noch einmal anders darstellen? Und: Wie können wir uns über die tägliche Arbeit hinaus engagieren und der Gesellschaft etwas zurückgeben?« fragte sich Christoph Kroschke. Eine Stiftung schien genau der richtige Weg zu sein. Denn, so ergänzt Felix den Vater, »keine Firma existiert auf einer Insel, autark und abgekoppelt von ihrer Umgebung. Unternehmer sind immer auf andere angewiesen, egal, wie genial sie auf ihrem professionellen Gebiet sein mögen.« Beide beschrieben ihre Erfahrungen in dem Buch »Anstiften. Anstoßen. Aufbauen.«

Die Gründung einer Stiftung: ein klares Signal.

Felix Kroschke signiert das Buch, das er zusammen mit seinem Vater geschrieben hat.

Und wie wäre es mit einer großen Spendensumme gewesen? Ließe sich damit nicht auch etwas erreichen? Ganz bestimmt. Aber, so Dr. Felix Kroschke, statt einmaliger Spende setze die Gründung einer Stiftung ein klares Signal: Es ist »die Zusage, sich mit seinem Engagement langfristig zu binden.« In einer Zeit, in der ständige Veränderung und Wandel, eine schier endlose Auswahl an Optionen und kaum auszumachende Fixpunkte unsere Gesellschaft kennzeichnen, sei eine Stiftung ein sinnstiftender Anker.

Seit mittlerweile acht Jahren arbeitet der Rechtswissenschaftler in der Stiftung seiner Familie mit, seit 2023 ist er Vorsitzender des Vorstands. Generationale Nachhaltigkeit sozusagen, denn die Relevanz der Stiftung besteht auch für die Nachkommen der Gründer. »Ich möchte Anstöße geben, die zu strukturellen Veränderungen führen und eine Wirkung entfalten, die sich vervielfältigt.« In einer Welt voller gesellschaftlicher Herausforderungen lassen sich zwar nicht für alle Probleme, aber doch für einige Aufgaben nachhaltige Lösungen finden.

Mit vereinten Kräften kann vielen Menschen geholfen werden, und selbst strukturelle Veränderungen sind möglich. Das gilt insbesondere für Bereiche, in denen der Staat nicht hineinreicht. Stiftungen seien somit eine Art »Nischenhandwerker«: Sie schaffen in genau dieser Lücke finanzielle Spielräume zur Umsetzung innovativer und kreativer Ideen.

»Ich möchte Anstöße geben, die zu strukturellen Veränderungen führen und eine Wirkung entfalten.«

Felix Kroschke

Ihr Tipp für die, die eine Stiftung gründen möchten?

»Übertrage die Gedankenwelt der Wirtschaft auf das Stiftungswesen und setze dich intensiv mit den Grundlagen auseinander. Fange ganz vorne an: What? – Why? – How?« Diese Fragen gelte es sorgfältig zu beantworten – »Manchmal muss man dafür eine Extra-Meile gehen.«

Text: Anja Rose
Fotos: Focke Strangmann

Die Zitate stamme aus: Kroschke, Christoph und Felix: Anstiften. Anstoßen. Aufbauen. Hamburg 2023, Seiten 47, 46 , 17, 55, 142.

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