Mit der Wirtschaft verwoben
Fünf Organisationen unterstützen den Bremer Stiftungspreis.
Handelskammer, Handwerkskammer, Unternehmensverbände, Wirtschaftsförderer – sie rufen gemeinsam mit dem Stiftungshaus den Bremer Stiftungspreis ins Leben.
Was bedeutet gesellschaftliche Verantwortung aus Sicht eines Unternehmens? Wie lässt sich daraus eine Strategie formulieren? Und nicht zuletzt: Wie kann eine Stiftung auf die Stärke und Zukunftsfähigkeit einer Firma einzahlen?
In der Familie, unserer Hausgemeinschaft oder am Arbeitsplatz, für unsere Teamkollegen oder als Unternehmerin – egal, wie klein oder groß der Rahmen der von uns betrachteten Einheit gewählt sein mag: Als Teil eines Systems übernehmen wir Verantwortung. Betrachten wir das größere Ganze, rückt unsere Verantwortung als Mitglied unserer Gesellschaft in den Fokus.
Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.
Grundgesetz, Artikel 14, Absatz 2
Insbesondere Unternehmen haben die Corporate Social Responsibility (CSR) als Themenfeld für sich ausgemacht. Schlussendlich ist das natürlich keine Erfindung der Wirtschaft, sondern wurde bereits im Grundgesetz in Artikel 14, Absatz 2 festgehalten: »Eigentum verpflichtet« und es soll dem »Wohle der Allgemeinheit dienen.« Als Arbeitgeber zeichnen Firmen also mit ihrem Besitz verantwortlich gegenüber ihren Mitarbeiterinnen. Doch nicht nur das, aufgrund ihres Tuns und dessen Effekte auf die Welt tragen sie darüber hinaus auch Verantwortung für unsere Umwelt, die Natur und den Klimaschutz.
So weit, so einleuchtend. Was selbstverständlich klingt, ist allerdings nicht immer so leicht in Balance zu halten. Wie weit verfolge ich das Ziel der unternehmerischen Rentabilität? In welchem Bereich geht es allem voran um das Gemeinwohl? Und wo folge ich schlicht und ergreifend meinen ganz persönlichen Überzeugungen? Die Auseinandersetzung mit diesen Fragen, die Definition von Werten, die Festlegung Orientierung gebender Handlungsrichtlinien und die Formulierung einer klaren Haltung sind Grundlage eines CSR-Konzeptes.
Was all das mit der Gründung einer Stiftung zu tun hat? Einiges.
Denn Stiften ist eine Möglichkeit, die Allgemeinheit am erwirtschafteten Gewinn eines Unternehmens mittel- oder langfristig teilhaben zu lassen. Der Gesellschaft also zu »dienen«, wie es im Grundgesetz heißt, und der aus dem Eigentum resultierenden Verpflichtung gegenüber der Gemeinschaft nachzukommen.
Zugleich eröffnet das Konzept der Stiftung, das verbriefte Versprechen, nicht punktuell, sondern nachhaltig – wenn nicht sogar »ewig« – Verantwortung zu übernehmen.
»Immer mehr Firmen richten ihre wirtschaftliche Tätigkeit nach der CSR-Strategie aus.«
Dr. Felix Kroschke
Gutes Geld verdienen und Gutes tun: Wie nachhaltig und fair muss das Geld sein, welches in nachhaltige und faire Projekte investiert wird? »Als Folge des gesellschaftlich sich breit verankernden Bewusstseins für Klimaschutz und Nachhaltigkeit richten inzwischen immer mehr Firmen ihre wirtschaftliche Tätigkeit nach der CSR-Strategie aus und orientieren sie an ESG-Kriterien (»Environmental«, »Social«, »Governance«), die gewissermaßen alles umfasst«, schreibt der Unternehmer und Stifter Dr. Felix Kroschke in seinem Buch »Anstiften. Anstoßen. Aufbauen.« (Hamburg 2023, S. 93ff). Und verweist damit auf die Kontroverse um den sogenannten Philanthrokapitalismus, der sich im nur bedingt demokratisch legitimierten Gestaltungsspielraum bewege.
Frank Adloff betrachtet diese in den USA entstandene Stiftungsart ebenfalls mit Skepsis. Die Grundidee sei, so der Hamburger Soziologieprofessor, dass Philanthropie mehr zu werden habe wie Business, etwa indem Effektivität und Effizienz von Philanthropie gesteigert werden. »Das ›Mehr‹ ist dann ein Problem, wenn damit eine Machtposition einhergeht, die nicht mehr kontrollierbar ist. Bei der Gates-Stiftung ist beispielsweise kritisch begleitet worden, welchen Einfluss sie auf bestimmte medizinische Entwicklungen weltweit hat, ohne dass das demokratisch kontrolliert wird«, gibt Frank Adloff zu bedenken.
Und trotzdem: Es entsteht viel Gutes. Was bedeutet diese Entwicklung für die deutsche Stiftungslandschaft? Vielleicht so viel: Auch das Gute braucht einen stets wertschätzenden Rahmen, damit die Gestaltung einer nachhaltigen und gerechten Zukunft gelingen kann.
Text: Anja Rose
Fotos: Christina Kuhaupt
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Im Land Bremen gibt es eine lange Tradition des Gebens. Seit Generationen wird Kapital in soziale, kulturelle und ökologische Projekte gegeben.
Dr. Felix Kroschke | Kroschke Kinderstiftung über die Rolle des Stifters