Mit der Wirtschaft verwoben
Fünf Organisationen unterstützen den Bremer Stiftungspreis.
Handelskammer, Handwerkskammer, Unternehmensverbände, Wirtschaftsförderer – sie rufen gemeinsam mit dem Stiftungshaus den Bremer Stiftungspreis ins Leben.
Harald Emigholz (Präsident, Stiftungshaus Bremen, 2019-2024) und Dr. Christine Backhaus (Geschäftsträgerin, Stiftungshaus Bremen) über den Weg zum Bremer Stiftungspreis 2025.
Harald Emigholz: Als Stiftungshaus Bremen haben wir einen guten Überblick über das gemeinnützige Engagement in unserem Bundesland. Und wir stellen aktuell fest, es ist uns in den vergangenen Jahren, eigentlich seit den späten 2010er Jahren etwas zu ruhig um das Thema geworden. Zwar gibt es jede Menge Stiftungen in Bremen, aber die Aufmerksamkeit oder auch das Interesse an Neugründungen war zuletzt verhalten. Mit dem Preis wollen wir auf jeden Fall wieder mehr Aufmerksamkeit auf das stifterische und gemeinnützige Engagement in der Wirtschaft lenken. Und die Möglichkeiten sichtbar machen, die Unternehmerinnen und Unternehmer haben, wenn sie Gutes für die Gesellschaft tun wollen.
Christine Backhaus: Letzteres. Wir sprechen hier von unternehmerisch tätigen Persönlichkeiten. Es geht um den einzelnen Menschen. Ausgezeichnet wird sein oder ihr beispielhaftes, herausragendes Engagement. Wo und wie trägt diese Persönlichkeit zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen bei, wie übernimmt sie Verantwortung? Damit ist die Preiskategorie »Sozial engagiertes Unternehmertum« angesprochen. Dann haben sich Stiftungshaus und Partnerorganisationen noch für eine zweite Kategorie entschieden, und zwar wollen wir auch ein stifterisches Lebenswerk würdigen. Und hier insbesondere das Augenmerk auf Nachhaltigkeit in der Förderung und Wirkung legen.
Harald Emigholz: Wir haben uns bei der Entwicklung des Preises zu dieser Frage viele Gedanken gemacht. Es geht bei dem Preis zuallererst um das wirklich persönliche! Engagement. Die stifterische oder gemeinnützige projektorientierte Ausrichtung dieses persönlichen Einsatzes ist eine erste Bedingung. Dabei schauen wir, wie wirkmächtig dieser Einsatz ist. Wie sieht das Zusammenwirken mit Stiftungen, Vereinen oder Initiativen im Einzelnen aus? Wie dauerhaft ist das Engagement angelegt? Wie vorbildlich und zukunftsweisend ist es? Diese und weitere Aspekte zielen auf eine Haltung ab, die das langfristige gesellschaftliche Engagement und die Verantwortungsübernahme für das Gemeinwohl in den Fokus nimmt.
Christine Backhaus: Wir haben anfänglich im Vorbereitungsgremium diskutiert, ob wir eine öffentliche Ausschreibung machen – und sind von dieser Idee wieder sehr schnell abgekommen. Der Bremer Stiftungspreis ist neu, nicht bekannt, und da müssen wir erstmal einen Einstieg finden und Erfahrungen sammeln. Jetzt ist es so, dass jeder der fünf Kooperationspartner des Preises ein bis drei Vorschläge einreichen kann. Maximal liegen dann also 15 Vorschläge der Jury zur Bewertung vor.
Christine Backhaus: Wir haben gemeinsam darauf geachtet, dass die Jury – ihr gehören sieben Persönlichkeiten an – sehr breit aufgestellt ist, verschiedene Bereiche repräsentiert, hohe Fachkenntnis aufweist und sehr erfahren ist. So sind wir sehr froh, dass wir Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaft, der Medien, der jungen Generation, der Zivilgesellschaft, der Wissenschaft und einen nicht bremischen Experten gewinnen konnten.
Harald Emigholz: Da fällt mir zuerst das in Bremen verbreitete Understatement ein. Auf der Preisverleihung werden keine Promis oder Stars zu sehen, keine laute Musik zu hören sein. Letztlich muss der Preis auch zum Stiftungshaus passen. Niederschwellige Einstiege, Nahbarkeit, das ist uns wichtig. Weniger Kaviar, mehr Fischbrötchen. Uns kommt es primär auf das herausragende gesellschaftliche Engagement an, auf das richtet sich der Scheinwerfer.
Christine Backhaus: Auch der Preis selbst passt in dieses typische Bremer Lebensgefühl. Er ist ideell. Überhaupt möchten wir erwähnen, dass zwar die Initiative zum Bremer Stiftungspreis aus unserem Haus kommt, aber ein ganzes Team dazu gehört, ihn zum Erfolg zu bringen. Neben unseren Partnerorganisationen haben wir jede Menge Mitstreiterinnen und Mitstreiter. So unterstützen uns Fachleute zum Beispiel aus den Bereichen Kommunikation und Design mit ihren Ideen bei der Umsetzung. Das macht bereits im Vorfeld viel Freude.
Harald Emigholz: Der Saal ist voll mit Unternehmerinnen und Unternehmern und unseren Mitgliedern, und alle freuen sich mit denen, die den Preis erhalten. Das unternehmerische Interesse an dem Thema Stiftung ist gewachsen und Unternehmen sind neugierig geworden auf das, was dieses Instrument der Ausübung von Wohltätigkeit gegenüber anderen Instrumenten auszeichnet. Bremen hat viel Potenzial, aber dieses Potenzial wird nicht voll ausgeschöpft. Im besten Fall ist der Bremer Stiftungspreis eine Initialzündung für weitere Stiftungsgründungen und gemeinnützige Engagements.
Christine Backhaus: Für mich geht es auch darum, sich bewusst zu werden, welche wichtige Rolle Unternehmerinnen und Unternehmer in unserer Gesellschaft besetzen, welche Verantwortung sie für das Gemeinwohl übernehmen können. Denen, denen es gut geht, die auch von diesem weltoffenen Standort profitieren und prosperieren, können der Gesellschaft etwas zurückgeben. Das ist ein Kreislauf, in dem alle Seiten nur gewinnen können.
Interview: Katrin Johnsen, Gruppe für Gestaltung
Fotos: Christina Kuhaupt
Handelskammer, Handwerkskammer, Unternehmensverbände, Wirtschaftsförderer – sie rufen gemeinsam mit dem Stiftungshaus den Bremer Stiftungspreis ins Leben.
Im Land Bremen gibt es eine lange Tradition des Gebens. Seit Generationen wird Kapital in soziale, kulturelle und ökologische Projekte gegeben.
Was bedeutet gesellschaftliche Verantwortung für Unternehmen? Braucht das eine Strategie? Macht eine Stiftung ein Unternehmen zukunftsfähig?
Dr. Felix Kroschke | Kroschke Kinderstiftung über die Rolle des Stifters